Test: Fast Suspension 3-Way Factory Kit
„Gutes noch besser machen“, lautet das Motto der Fahrwerksprofis von FAST Suspension. Was steckt dahinter? Und macht eine Umrüstung einer Rock Shox „Boxxer“ mit den Parts von FAST wirklich Sinn? Wir haben der deutschen Vertretung MRC in Person des ehemaligen deutschen Downhill-racers Christopher May einen Besuch abgestattet, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Text & Fotos: Martin Donat
Aus MTB Rider Magazine 11/2015
Vorweg: Die aktuelle „Boxxer“ ist eine sehr gute Gabel und das neue „Charger“-Dämpfersystem macht einen guten Job, ist eine große Verbesserung zu den Vorgänger-modellen. Ich habe schon oft Rock Shox’ Philosophie, Dinge zu vereinfachen, gelobt. Dass die aktuellen „Boxxer“ mit „Charger“-Kartusche extern „nur“ in Zugstufe und Low-Speed-Druckstufe einstellbar sind, ist für die meis-ten Fahrer eher ein Vorteil. Die Performance ist für die meisten sehr gut und man kann im Grunde nicht viel falsch machen.
„MRC-Chef Christopher May zeigt mir stolz sein neues Online-Terminsystem, mit dem Kunden sich ihren Wunschtermin sichern können, sodass die Gabel pünktlich und termingerecht wieder im Bike steckt.“
Daraus geht aber schon eine Schwäche des Systems hervor: Hat man speziellere Anforderungen und wünscht sich die Möglichkeit einer sehr feinen Abstimmung in allen wichtigen Parametern, stößt man mit dem „Charger“-System relativ schnell an seine Grenzen, vor allem in Sachen Druckstufenabstimmung. Denn der externe Einsteller für die Low-Speed-Druckstufe bewirkt selbst in den Extrempositionen nur sehr überschaubare Veränderungen. Für alles andere müsste man interne Veränderungen vornehmen. Hier setzt das FAST-Kit an. Es werden nicht nur auf den Fahrer angepasste Zug- und Druckstufen-Shim-Stacks eingebaut, die Veränderungen gehen ein bisschen weiter. FAST hat sozusagen die gesamte „Charger“-Kartusche ausesnandergepflückt und jedes Teil auf potenzielle Verbesserungen gecheckt. Die Veränderungen sind nicht riesig, aber in Summe wird doch eine ganze Menge angepasst: Es werden neue Kolben, neue Shim-Stacks und eine neue „High-Speed-Feder“ eingebaut. Die neuen Kolben sollen einen verbesserten Ölfluss mit sich bringen, was sich positiv auf den Grip auswirken soll. Die Shim-Stacks werden auf den Fahrer abgestimmt, zudem bekommt die Gabel externe Einsteller für High- und Low-Speed-Druckstufe, die fortan in einem großen Bereich über 24 Klicks justiert werden können. Last but not least wird ein neues „Gleitband“ verbaut, das noch mal die Reibungseigenschaften des Innenlebens verbessern soll.
Das Ganze wird vor Ort bei MRC im verschlafenen Örtchen Stegaurach von Mitarbeiter Jens ausgeführt, dem ich über die Schultern blicken darf. Er führt die Arbeiten mit Routine und Präzision aus und nimmt sich besonders viel Zeit, am Ende die Kartusche fachgerecht zu entlüften, damit die Gabel auch im Dauereinsatz zuverlässig arbeitet. Das Umrüsten der Kartusche wird nur hier vor Ort angeboten. MRC-Chef Christopher May zeigt mir stolz sein neues Online-Terminsystem, mit dem Kunden sich ihren Wunschtermin sichern können, sodass die Gabel pünktlich und termingerecht wieder im Bike steckt und sich der aktuelle Status jederzeit checken lässt. Angenehmer Ne-beneffekt der ganze Umrüsterei: Die Gabel bekommt direkt einen Service spendiert, sodass sie anschließend zu-mindest technisch wie neu dasteht. Eine ganze Menge Arbeit und viele Schmiermittel und Einzelteile, die hier zum Einsatz kommen – nachdem ich das gesehen habe, erscheint der zunächst doch recht hohe Preis von 229 Euro in einem anderen Licht.
Schöne, interessante Einblicke, aber besonders interessiert mich natürlich, wie sich nun nach der Umrüstung meine „Boxxer World Cup“ fährt! Zunächst muss ich wieder einmal feststellen: Ein Gabelservice macht sich jedes Mal positiv bemerkbar, denn die „Boxxer“ ist dann einfach so richtig schön fluffig – den sollte jeder seiner Gabel ab und an gönnen, unabhängig von irgendwelchen Setup-Geschichten. In diesem Fall ist die Gabel jedoch besonders fluffig: Die kleinen Anpassungen für besseres Ansprechen machen sich durchaus bemerkbar – es ist dieses kleine bisschen Extra-Sensibilität, das für ein gutes Gefühl sorgt. Auf dem Trail bleibt festzuhalten, dass die „Boxxer“ immer noch eine „Boxxer“ ist, und das ist auch gut so, denn ich mag ja die Eigenschaften dieser Gabel. Vor allem habe ich jetzt aber die Möglichkeit, neben einem sinnvollen Allround-Setup (das vorher ja auch gut funktioniert hat) in alle Richtungen Anpassungen vorzunehmen, die dann auch tatsächlich spürbare Veränderungen mit sich bringen. Beim Ausprobieren der Extrempositionen von Low- und High-Speed-Druckstufe wird schnell klar, dass der Einstellbereich deutlich größer (Low Speed) bzw. nun überhaupt erst vorhanden ist (High Speed). Das eröffnet neue Möglichkeiten, die besonders dann Sinn machen, wenn man wirklich Lust hat, sich mit dem Thema Sus-pension-Setup zu beschäftigen, und wenn man sich die Mühe machen will, das optimale Setup je nach Strecke zu finden. Je extremer die Strecke (im Sinne von besonde-rer Streckencharakteristik, z.B. viele High-Speed-Stücke mit Bremswellen oder sehr technisch mit weichem, staubigem Waldboden), desto einfacher und sinnvoller ist es, mit den neuen Möglichkeiten das passende Setup zu finden.
Fazit:
Rock Shox hat mit seinem „Charger“-Dämpfer ein prima System im Angebot, das für viele Fahrer einen sehr guten Job macht und gute Performance bietet, die man nicht „kaputt tunen“ kann. Wer Wert darauf legt, seine Gabel extern sehr genau abzustimmen, bekommt mit dem FAST-Kit genau diese Möglichkeit gegeben. Außerdem gibt’s fahrerspezifische Shim-Stacks, ein hinsichtlich Ölfluss und Reibung optimiertes Innenleben und einen Gabelservice dazu. Ein durchaus sinnvolles Upgrade, wenn man es zu nutzen weiß, das sein Geld auf jeden Fall wert ist und gerade jetzt zum Winter, da ohnehin mal ein Gabelservice anstehen würde, durchaus eine Überlegung wert ist! -Übrigens: Das FAST-Kit gibt’s nicht nur für die „Boxxer“, sondern auch für die Rock-Shox-Enduro-Gabel „Pike“.
Alle technischen Infos und ein Video vom Einbau findet ihr ihm Product Guide!
Gepostet am 05.04.2016 von Thomas |