TEST: NORCO AURUM HSP 1

Unsere DNA schreit Downhill, und wir lieben es, auf schnellen Bikes unterwegs zu sein. Was läge da näher als das Schlachtschiff von Norco? Nicht zuletzt durch Fahrer wie Sam Blenkinsop, Bryn Atkinson oder Jill Kintner hat Norco Bikes wieder einen festen Platz bei den World Cups und Events dieser Welt. Das Bike ist ein reinrassiges Downhill-Geschoss, und wir waren richtig happy, es in die Finger bekommen zu können. Wir haben es in Finale getestet und können euch aus erster Hand sagen: das Norco Aurum HSP hat sich seinen Namen redlich verdient.

Wie wir im letzten Heft zum Norco Sight schon beschrieben haben, ist Norco eine Traditionsmarke, die schon Mountainbikes zusammengebaut hat, als andere Marken noch nicht mal daran dachten, ihre Reifen schmutzig zu machen. Wenig verwunderlich also, dass sie mit dem Aurum HSP einen Downhiller auf die Räder gestellt haben, der schon im Stand richtig biestig aussieht. Aber kann der Kanadier halten, was seine Form verspricht?

AUFBAU

Das Norco Aurum kommt in insgesamt drei Modellen: einem aus Alu und zwei HSP-Modellen aus Carbon. Das HSP ist auch als Rahmenkit für 3.399 Euro erhältlich; für das racebereite Aurum HSP 1 werden 8.299 Euro fällig.

Das Aurum steht auf DT-Swiss Laufrädern, bei der von uns getesteten 29“-Variante mit einer 148 mm Boost-Nabe am Heck. Wenn wir vom Heck sprechen: Der HSP-Hinterbau, ausgeschrieben „High Single Pivot“, ist das Kernstück und auch das Besondere am Aurum HSP. Beim ersten Hinschauen wirkt das Norco recht normal, bis vielleicht auf sein tief hinuntergezogenes Oberrohr. Dann fällt aber die Kettenumlenkung auf, und wenig später sucht man nach dem in der Nähe des Innenlagers liegenden Hinterbaulager.

Die Suche muss vergeblich bleiben, schließlich ist es genau das, was das Aurum HSP auszeichnet: Der Drehpunkt liegt auf Dämpferhöhe am Sattelrohr, wo ein massives Lager den sehr kurzen Hinterbau im Griff hat. Die Radhebungskurve bewegt sich aufgrund des hohen Drehpunktes nach hinten weg, wenn ihr ein Hindernis trefft.

So geht weniger Bewegungsenergie verloren, und man soll länger schnell fahren können. Durch die Kettenumlenkung will Norco zudem Antrieb und Fahrwerk voneinander trennen, so dass auch der Pedalrückschlag der Vergangenheit angehören soll. Wir werden sehen!

Der HSP-Hinterbau wird von einem durch eine Zugstrebe angesteuerten RockShox Super Deluxe RC gebändigt, die RockShox Boxxer World Cup DebonAir liefert das passende Gegenstück. 200 mm UCI Downhill World Cup erprobter Federweg vorne und hinten sollen euch bei der Jagd unterstützen, die dem Norco Aurum den Namen gab: der Jagd nach Gold!

Auch die restliche Ausstattung ist ganz im Race-ready-Modus gehalten. Der SRAM X01 DH 7-fach Antrieb samt e*thirteen LG1+ Kettenführung sorgt für amtlichen Vortrieb und präzise Gangwechsel, mit der SRAM Code RSC steht ihr, wenn es sein muss. Das Cockpit stammt aus dem Hause Deity, genau wie der Sattel. Die Sattelstütze von SDG wird von der im Rahmen integrierten Klemme gehalten – sehr edel umgesetzt!

GEOMETRIE

Wie schon beim Norco Sight hat man beim Aurum, auch wenn es ein ganz anderes Bike ist, direkt beim Draufsetzen das Gefühl, das alles stimmt. Lieferbar ist das Aurum 29“ übrigens in M/L und L/XL, in 27,5“ gibt es fünf Größen.

Die Geometrie ist klar auf Geschwindigkeit ausgelegt und schreit einen geradezu an, schneller zu fahren. Sie verzichtet aber auf wilde Experimente, sondern arbeitet mit dem, was man derzeit als ungefähren Standard bezeichnen könnte. Lediglich der Lenkwinkel von 62,5° ist etwas flacher als bei anderen Bikes dieser Klasse. 441 mm Reach (in M/L) sind genug, um auf dem Bike arbeiten zu können, der Radstand von 1235 mm sorgt für ordentliche Laufruhe. Der Hinterbau, respektive das rechnerische Rearcenter, ist in M/L 420 mm kurz. Das erklärt einiges!

Flacher Lenkwinkel und langer Radstand machen das Aurum zu einem für schnelle Strecken prädestiniertem Bike. Der Hinterbau ist sehr progressiv entworfen, gerade zum Ende des Federweges. Dadurch hat man, nach dem anfänglichen Sänftengefühl, stets ein aktives Fah werk, dass weder absackt noch schwächelt.

AUF DEM TRAIL

Um das Norco Aurum HSP anständig testen zu können, warfen wir es direkt der DH Men in Finale zum Fraß vor. Wie sich herausstellte, war es genau dort zuhause. Von seinen Eigenschaften war uns das Aurum direkt sympatisch; es ist tief, flach und lang und liegt auf der Strecke wie der fiese Fettsack aus Goldständer.

Mehr über das Bike erfahrt Ihr auf norco.com

Fotos: Gah Krämer

Gepostet am 17.05.2019 von MRM |

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