Interview: Lukas Knopf
Für unser aktuelles Heft haben wir uns mit Lukas Knopf beim 26Trix in Leogang unterhalten. Hier ist das Interview in voller Länge!
Wir sitzen hier mit Trickkisten-Zauberer Lukas Knopf. Rose Teamfahrer, gekleidet in die Kla- motten der Schwarzwälder von Local Outerwear und inzwischen ein Fixpunkt der deutschen Freeride-, Dirt- und Slopestyle-Szene – je nachdem, wie man das jeweils definiert. Der sym- pathische und irgendwie immer sonnengebräunte Kerl aus dem Erzgebirge hat sich mit sauberen Runs und fetten Tricks in die Herzen der Judges gesprungen. Wir wollten von ihmwissen, was ihn so umtreibt und wie es sich so als Aufsteiger im Slopestyle-Zirkus lebt.
Hey Lukas, alles fit? Was machst du eigentlich gerade so?
Mir geht es bestens, danke der Nachfrage! [lacht] Ich fahre momentan eigentlich nur Fahrrad und studiere nebenher. Wobei sich das eigentlich auf den Winter beschränkt und ich im Sommer wirklich nur Rad fahre. Zurzeit bin ich nur auf Achse. Ich muss ja meist mittwochs schon los zum Con- test und komme dann montags erst wieder, um Mittwoch oder Donnerstag wieder los zu müssen. Zwischendurch steht dann noch Training und die Pflege von Freunden und Familie an. Da bleibt wenig Zeit für anderes, auch wenn ich gerne noch ein paar Prüfungen schreiben würde, bevor es in den Winter geht.
Du bist also gerade Berufs-Biker?
Genau, ich lebe und genieße gerade das Leben eines Profi- Sportlers und bin echt dankbar, so etwas machen zu kön- nen. Es ist kein Leben im Überfluss oder Schlaraffenland, aber es ist einfach eine coole Szene und schön, dabei zu sein.
Was studierst du denn?
Das nennt sich „Europa-Studium“ und ist ein wirtschaftli- ches Studium mit einem starken Fokus auf Europa und dem Zusammenspiel der einzelnen Nationen. Wir mussten uns für eine zweite Fremdsprache entscheiden und hatten die Wahl zwischen Polnisch, Russisch oder Tschechisch. Rus- sisch hatte ich schon in der Schule und da dachte ich mir, ich nehme Polnisch. Am Anfang war das noch ganz cool, inzwischen ist es aber schwierig, weil man nicht unbedingt viel damit anfangen kann. Business-English haben wir auch noch dabei, es ist also echt ganz schön international!
Cool, damit lässt sich bestimmt auch im Bike-Business was anfangen! Wir sind heu- te beim Out of Bounds Festival und dem 26 Trix. Im ersten Lauf lief es definitiv besser als im zweiten. Bist du zufrieden?
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich nicht ganz zufrie- den bin. Natürlich bin ich froh, dass mein Bike und ich an einem Stück geblieben sind, aber ich habe nur 81 Punkte bekommen, weil ich am letzten Sprung einen Trick ver- gessen habe. Im zweiten Lauf wollte ich das dann wieder ausbessern und einen saubereren Lauf hinlegen. Ich habe am großen Jump nur einen Frontflip gemacht und mich dann ziemlich kurzfristig entschieden, mit einem Truck- to-360-Whip Barspin to Tailwhip einen richtigen Banger rauszuhauen.
Ich kann mir das kaum vorstellen, aber du weißt schon, was du machst, oder?
Klar, zuhause mache ich den mehrmals am Tag und eigentlich ist das so ziemlich mein Lieblingstrick! Aber ich hab ihn heute leider verbockt, weil ich mich wohl einfach zu spontan dazu entschieden habe. Aber hey, das passiert eben mal, wenn man ihn im Training auf den Jumps nicht gemacht hat und dann voll in die Sonne springt! Shame on me, aber das nächste Mal haue ich ihn dann wieder raus.
Wie wichtig war der 26 Trix für dich?
Eigentlich wirklich wichtig, weil es hier die Wildcards für den Crankworx in Innsbruck gab, der ja ein Diamond-Event ist. Dafür fehlen mir leider noch die entsprechenden Punkte. Wenn man dann wie ich einen kleinen Fehler im Lauf hat, ist man schnell mal raus. Das Level ist einfach unglaublich hoch inzwischen.
Allerdings, sogar auf den kleinen Contests muss man raushauen ohne Ende.
Aber hallo! Wenn du nicht dein A-Game bringst, siehst du kein Licht!
Dazu passend: Die FMB World Tour ist ja das Höchste, was beim Thema Slopestyle momentan geht. Wie bist du da unterwegs?
Eigentlich recht gut, ich war vor heute auf Platz 23 und damit knapp an der Diamond Series vorbei. Da will ich auf jeden Fall rein. Aber bisher hapert es noch – vielleicht soll es dieses Jahr ja auch einfach noch nicht sein. Ich habe auch selbst noch ein paar Defizite, die ich noch ausgebessert haben will, bevor ich mich an die richtig dicken Dinger wage. Aber daran arbeite ich!
Ein Wort zu deinen Sponsoren. Neben ROSE wirst du ja auch von Local Outerwear gesponsert. Warum so eine relativ kleine Marke?
Einfach, weil ich die Klamotten super finde. Die Sachen sehen super aus und sind mal etwas anderes. Außerdem pro- duzieren sie in Europa und nicht irgendwo in Fernost, sodass irgendwie alle etwas davon haben. Ich fahre seit etwa zwei Jahren für Local und wir haben ein super Verhältnis, das fast schon familiär ist. Das ist mir lieber als irgendein gesichtsloser Riesenkonzern.
Was für Pläne hast du eigentlich neben dem Radfahren? Ist das Studium eine taugliche Alternative?
Auf jeden Fall. Wie gesagt will ich im Sommer noch meh- rere Prüfungen hinter mich bringen und zusehen, dass ich auch da weiter komme. Ich werde das Studium auch auf jeden Fall zu Ende bringen, damit ich etwas in der Rück- hand habe. Ansonsten sehe ich mich aber mit den Connections, die ich beim Biken sammle, auch ganz gut in der Zukunft. Egal, ob man eine eigene Halle oder ein Team auf- macht oder als Sportmanager arbeitet – die Möglichkeiten sind fast endlos und ich will nutzen, was geht, um in der Actionsportszene zu bleiben. Erstmal allerdings so lange wie möglich professionell Rad fahren.
Crankworx Innsbruck wäre wohl was für dich, was wären denn noch Contests, auf die du so richtig Bock hättest?
Ich war vor drei Jahren beim Red Bull District Ride, das war schon die Wucht. Dafür gibt es auch noch bei zwei Events jeweils eine Wildcard zu gewinnen, und ich hoffe, dass ich da etwas mehr Glück habe. Der Traum Diamond Serie ist auf jeden Fall noch nicht vorbei! Ansonsten wäre es natürlich der Wahnsinn, den Joyride beim Crankworx in Whistler mitfahren zu können, einfach nur dabei zu sein und vielleicht in die Top 10 zu kommen!
Ok, ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen! Jetzt aber mal was ganz anderes: Merkel oder Trump?
Boah, schwierig, weder noch. [lacht] Die haben beide erhebliche Defizite, aber irgendwas machen sie auch richtig. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass zu viel gehatet wird, ohne die wirklichen Backgrounds zu kennen!
Auf jeden Fall, ist ja auch einfach, nicht? Und was würdest du dir für den Mountainbike- Sport wünschen?
Ich fände super, wenn die Aufmerksamkeit, die wir mo- mentan bekommen, nicht abreissen würde! Es fangen mo- mentan so viele an, und die Massenmedien interessieren sich auch immer mehr für uns – was gut für Fahrer und Veranstalter ist, weil natürlich mehr Sponsoren am Start sind und einfach mehr Geld in der Sache steckt. Und am Ende wollen wir ja alle davon leben. Es wäre wirklich schön, wenn immer mehr Leute sehen würden, was für einen coo- len Sport wir hier machen und dass unser Sport noch geiler ist als die meisten anderen!
Na, wenn das kein perfektes Schlusswort ist! Lukas, Danke für das angenehme Gespräch und viel Erfolg für deine Saison!
Fotos: Felix Hens, Stephan Peters
Gepostet am 27.07.2017 von MRM |