Heavy Metal: Downhillbike im Test
Im Herbst haben wir uns vier aktuelle Downhillbikes zur Brust genommen und über die Strecken gejagd. Was ihr damals noch ausschließlich im Heft lesen konntet, bekommt ihr nun Stück für Stück auch online präsentiert. Den Anfang machen wir mit dem Downhillgeschoss aus dem Hause Solid!
Solid "Strike Black Star 2.0"
Solid Bikes sind schon lange auf dem Gravity-Markt vertreten und haben sich als Ziel gesetzt, eine ultimative Abfahrtsmaschine zu kreieren. Der Wunsch bedingungsloser Down-hill-Performance rührt natürlich auch von den Teamfahrern Morgane Charre, Ste-fan Garlicki und den sympathischen Briten Harry Molloy, Josh Lowe und Joe Connell her, die alle mit diesem Rad im World-Cup-Zirkus unterwegs sind. Auch bei Solid wurde die Ent-wick-lung also in enger Zusammen-ar-beit mit Profis vorgenommen, sodass letztendlich ein gelungenes Paket zustande gekommen sein sollte. Wir waren gespannt und haben den schwarz-gelben Downhill-Boliden auf die Strecke gebeten. Der Solid-Rahmen bietet dank Flip Chip am Dämpfer die Möglichkeit, die Geo-metrie zu verstellen. Hersteller-seits ist dies für den unterschiedli-chen Aufbau mit 26-Zoll- und 27,5-Zoll-Laufrädern vorgesehen. Unser Test-Bike in Größe M/L war mit 27,5-Zoll-Laufrädern aufgebaut und so in der unteren Flip-Chip-Einstellung positioniert. Schon bei der ersten Runde auf dem Parkplatz hatte man den Eindruck, dass das Rad sehr ausgewogen ist. Im Gegensatz zum Scott oder Radon in diesem Test ist das „Strike Black Star 2.0“ auf dem Papier zwar am längsten, man nimmt jedoch eine etwas kompaktere Position ein, da das Oberrohr deutlich kürzer ist. Der Schwerpunkt ist nicht -zuletzt wegen des tief positionierten Dämpfers sehr zentral, sodass man in Kurven einen extremen Druck aufbauen und mit Schwung wieder herausbeschleunigen kann. Wirklich beeindruckend ist aber die Laufruhe des Bikes, die zum einen sicherlich aus dem 62° flachen Lenkwinkel im Zusammenspiel mit der verhältnismäßig langen Kettenstrebe, zum anderen aber auch aus dem extrem gut funktionierenden Hinterbau herrührt. Wie kein anderes Bike im Test schluckte es Wurzeln, Steine und Bremswellen und vermittelte uns den Eindruck, als könnten wir es direkt mit der nächsten World-Cup-Strecke aufnehmen – ein Sicherheitsgefühl, das einem enormes Selbstvertrauen auf der Strecke gibt, sodass man mühelos etwas über seine Grenzen hinausgehen kann. Der Hinterbau ist extrem sensibel und nimmt jeden kleinen Schlag als Anlass zu federn. Insbesondere auf ruppigen Passagen mit vielen Wurzeln oder Steinen spielte das „Strike Black Star 2.0“ seine Stärken ganz klar aus. Diese Feinfühligkeit des Hinterbaus wirkt sich aber keinesfalls träge auf das Fahrverhalten aus, denn auch hier ist der Federweg zum Ende hin deutlich progressiver, sodass man sich mühelos von Welle zu Welle pushen und auch ohne Pedalieren verdammt viel Speed aufbauen kann. Überrascht hat uns auch die Wendigkeit des Bikes, ist die Kettenstrebe mit 448 Millimetern doch die längste im Test. Auch enge Kurven und schnelle Richtungswechsel machen Spaß, ohne dass man sich übermäßig anstrengen müsste. Einzig auf eher flachen Strecken, bei denen von Haus aus ein gewisser GrundSpeed fehlt, benötigte es mit dem Solid etwas mehr Power in den Beinen, um fix unterwegs zu sein. Hat man aber erst einmal Speed aufgebaut, ist es kaum noch zu bremsen. Ein besonders schönes Detail hat Solid sich übrigens in Bezug auf das Schaltauge einfallen lassen. In eine der unteren Dämpferwippen ist ein Ersatzschaltauge in-tegriert, im Falle eines Defekts habt ihr also gleich Ersatz dabei und könnt weiterfahren.
Fazit:
Das Solid will ganz klar schnell über ruppige Strecken bewegt werden. Hindernisse in-ter-es-sieren es nicht sonderlich, denn diese werden einfach weggebügelt. Der Aufbau mit vielen hauseigenen Reverse-Parts, Rock Shox-, Cane Creek- und Sram-Komponenten kann sich definitiv sehen lassen. Angesichts der tollen Fahreigenschaften und der Parts-Liste ist auch der Preis von 3.680 Euro mehr als angemessen. Wer ein extrem satt aufliegendes Downhill-Bike für die Rennstrecke sucht, wird mit dem Solid begeistert sein!
Fotos: stephan peters, gah krämer
Gepostet am 22.02.2016 von Sp |