HEAVY METAL: DOWNHILLBIKE IM TEST (NR.3)
Im Herbst haben wir uns vier aktuelle Downhillbikes zur Brust genommen und über die Strecken gejagt. Was ihr damals noch ausschließlich im Heft lesen konntet, bekommt ihr nun Stück für Stück auch online präsentiert. Das dritte Bike aus diesem Test kommt nun aus dem Hause Norco!
Norco "Aurum C 7.1"
Wie bei unseren anderen Test-Bikes, die alle aus Aluminium bestehen, waren auch bei der neuen Carbon-Rakete von Norco viele bekannte Teamfahrer in die Entwicklung und Realisierung eingebunden. Neben Sam Blenkinsop waren Bryn Atkinson und der junge Jack Iles mit von der Partie, was uns schon einen entscheidenden Hinweis gibt: Die Geometrie wird absolut abfahrtsorientiert sein.
Schon auf den ersten Metern zur Strecke spüren wir, dass das Grund-Setup deutlich straffer ausfällt als bei den meisten anderen Testkandidaten. Kein Vergleich zum Beispiel zum Solid, das schon auf dem Parkplatz sehr satt auf dem Boden stand. Das Norco hingegen vermittelt den Eindruck, dass es gerne schnell und hart rangenommen werden möchte. Die Position auf dem Rad ist sehr zentral und das Tretlager schön tief. In Kombination mit dem flachen Lenkwinkel von 63° und einem Oberrohr von 571 Millimetern eine echte Waffe für schnelle Downhill-Runs. Genau so fühlt sich auch die erste Abfahrt an: Man muss mit dem „Aurum“ etwas mehr arbeiten, da es nicht so satt über die Unebenheiten der Strecke bügelt wie die Konkurrenz, dennoch arbeitet der Hinterbau mit Cane-Creek-Dämpfer sehr sensibel. Die Progression ab der Hälfte des Federwegs ist deutlich spürbar, sodass man das Gefühl hat, schier unendliche Federwegreserven zu haben. Landung viel zu weit übersprungen, mit Vollgas durchs Steinfeld gebügelt oder auf den dicken Wurzelteppich einfach mal draufgehalten? Kein Problem, der Hinterbau versorgt euch mit der nötigen Sicherheit. Und wenn er dazu eines nicht ist, dann träge. Im Gegenteil, man fährt sehr aktiv und agil mit dem Bike, hat Spaß, den progressiven Hinterbau ohne Rücksicht auf Verluste über die Wurzeln fliegen zu lassen, und freut sich im Gegenzug darüber, wie viel Schwung man aus diesen Manövern mitnehmen kann. Durch die kurze Kettenstrebe bleibt das Rad enorm verspielt, obwohl es bei High Speed eine solche Sicherheit vermittelt. Kleine und enge Kurven und auch das Ballern der Home-Trails zu Hause machen verdammt viel Spaß – immer unter der Prämisse „je schneller, desto besser“. Insgesamt harmoniert der Hinterbau sehr gut mit der Rock Shox „Boxxer World Cup“ und man könnte sich hier kaum ein besseres Fahrwerk vorstellen, wenn man es darauf anlegt, schnell die Rennstrecke zu bezwingen. Wer lieber ein softes Bikepark-Bike sucht, das an jeder zweiten Wurzel den vollen Federweg nutzt, der wird das Norco nicht besonders gut finden; wer jedoch ein richtiges Race-Bike sucht, wird es lieben!
Einziger „Knackpunkt“, und das ist wörtlich gemeint, ist seine Geräuschkulisse: Auch mit viel Suchen, Schrauben und Probieren konnten wir das gelegentlich laute Knacken des Rahmens nicht lokalisieren oder gar beheben. Nach einigen Abfahrten war dies aber schon nicht mehr störend bzw. man hat es nicht mehr realisiert. Das schicke Carbon-Rad gibt es übrigens in vier ver-schiedenen Ausstattungsvarianten, von denen wir die dritt-teuerste bekommen haben. Wer noch einen obendrauf setzen möchte, der kann sich das „Aurum C7.1“ auch mit Enve-Carbon-Komponenten aussuchen.
Fazit:
Ein waschechtes Downhill-Bike für Fahrer, die Lust auf schnelle Abfahrten auf dem Race-Track haben. Straff, progressiv, laufruhig und dennoch verspielt und wendig, sodass ihr auf jedem Track ordentlich am Gas drehen könnt. Solltet ihr es nun immer noch nicht aufs Podium schaffen, liegt es garantiert nicht am Bike!
Fotos: stephan peters
Gepostet am 14.03.2016 von Stephan peters |