Flirting with Concrete - Erik Hölperl
Neue Perspektiven braucht das Land - und Urban Rider und Fotograf Erik Hölperl liefert. Wir wollen einen neuen Blick auf die Dinge gewinnen. Da waren seine entrückten Schnappschüsse genau richtig.
Erik ist ein Fotograf und Filmer aus Weimar, auf den wir durch seine architektonischen Shots aufmerksam geworden sind, die so ganz anders sind als alles, was man sonst so sieht. Außerdem lässt er das Streeten wieder auferstehen, was wir ebenfalls sehr sympathisch finden. Aber genug Gequatsche von uns. Fragen wir den Kerl doch einfach mal selbst, was er so mit den Bildern im Sinn hatte!
Hey Erik, danke für deine Zeit und die Inspiration! Kannst du uns zu Beginn vielleicht ein paar Takte zu dir erzählen?
Na klar! Ich bin Erik Hölperl, 29 Jahre alt, bin Fotograf und habe Visuelle Kommunikation am Bauhaus studiert. Ich fahre Rad, seit ich 17 bin und bin viel auf dem Dirtbike unterwegs. Ich fahre so ziemlich alles, was zwei Räder und einen Lenker hat, aber auf meinem Mountainbike fühle ich mich am wohlsten. Auch wenn die Fotos es anders aussehen lassen, fahre ich auch häufig Touren oder mit dem Downhillrad den Berg runter. Ich habe eine gewisse Faszination für besondere Orte und Gebäude entwickelt, die sich auch in meinen Serien niederschlägt. Wenn ich nichts mit Rädern mache, fotografiere ich auch „normal“ kommerziell oder für die Presse. Nebenbei bin ich ein zertifzierter Photograph für Krisenregionen, was mich bei meinen Arbeiten auch in ehemalige Kriegsgebiete führt. Darüber hinaus bin ich inzwischen sogar fast noch mehr für meine Bewegtbilder bekannt. (Anm. d. Red.: Unter www.vimeo.com/erik könnt ihr diese bewundern.)
"Ich habe eine Faszination für besondere Orte und Gebäude entwickelt, die sich auch in meinen Serien niederschlägt."
Das klingt ja nach einem wilden Mix! Wie kamst du denn zur Fotografie und was war zuerst da: Fahren oder Knipsen?
Beides startete ungefähr zur gleichen Zeit und wuchs in einer ähnlichen Geschwindigkeit nebeneinander. Auch hat es sich gegenseitig nicht behindert, sondern eher in einer Symbiose miteinander entwickelt. Es begann wohl damit, dass wir immer krassere Sachen auf dem Rad machten und das irgendwann auch dokumentieren wollten. Am Anfang habe ich immer nur meine Freunde fotografiert, dann kamen kleinere Aufträge, und irgendwann wurde daraus ein Fulltime- Job. Und da man mit reinen Bikebildern nur schwer Geld generieren kann, nahm ich auch andere Aufträge an, die inzwischen meine Brötchen verdienen.
Na, dann haben wir ja alle etwas von deiner Arbeit. Aber was hat dich eigentlich dazu bewegt, Gebäude zu fotografieren, und warum ausgerechnet diese?
Wie gesagt habe ich am Bauhaus studiert, dort kommt man zwangsläufig in Kontakt mit der Architektur und anderen Disziplinen. Mein generelles Interesse an diesem Thema war also geweckt, und irgendwann stand ich vor einem Gebäude, das ich einfach außergewöhnlich fand und dachte mir: „Wer das wohl gebaut hat?“ Es war dann ein Leichtes, in der Bibliothek zu recherchieren, um herauszufinden, dass es von Ulrich Müther stammte, einem ostdeutschen Architekt.
Stammen denn alle Gebäude, die du fotografiert hast, von Müther?
Nein, aber viele. Man erkennt sie an den runden Formen und der auffälligen Konstruktion. Die Denkmäler sind zum Beispiel nicht von ihm. Mir ging es tatsächlich auch nicht um den Architekten, sondern um die Gebäude und darum, sie, naja, wenn man so will „zweckzuentfremden“. Ich möchte einfach eine ungewohnte Interaktion mit den Gebäuden eingehen und mit meinen Bildern davon erzählen.
Klar, um mit dem Bike darauf herumzuspringen, sind sie wohl nicht gedacht.
Genau. Außerdem finde ich es spannend, diese Gebäude und Denkmäler wiederzuentdecken: Manche liegen seit Jahren brach oder stehen, wie die Denkmäler, einfach in der Wildnis, als hätte man sie dort verges-sen. Es ist, als würde ich sie aus einem langen Schlaf wecken, um mit ihnen zu arbeiten. Manchmal muss ich dafür auch lange fahren, mich in fremde Länder begeben oder wirklich durch die Wildnis schlagen. Das hat für mich etwas von modernem Entdeckertum und macht das ganze nur noch interessanter!
Das ganze Interview gab es in unserer Foto-Issue 12/17. Erik´s Facebook Page findet ihr hier!
Fotos: Erik Hölperl
Gepostet am 03.01.2018 von MRM |