World Championship Diaries Mont-Sainte-Anne
Die dritten UCI Mountainbike Weltmeisterschaften in Mont-Sainte-Anne gehen in die Geschichte ein. Beim 30. WM-Jubiläum machten sich rund 650 Athleten aus 45 Ländern auf die Jagd nach den begehrten Regenbogentrikots. Auf den technisch hochanspruchsvollen Cross-Country- und Downhill-Strecken spielten sich spannende und dramatische Renngeschehen ab, die Zuschauer und Athleten gleichermaßen begeisterten. Am Ende schlüpften erwartete, verdiente und Überraschungssieger in die prestigeträchtigen Regenbogentrikots.
DHI Frauen: Aus der Reha auf das Siegerpodest
Nach ihrem Sturz kurz vor Saisonbeginn verbrachte Myriam Nicole (FRA) die bisherige Mountainbike-Saison mehr auf Krücken als auf ihrem Bike. Auch Tahnée Seagrave (GBR) war hauptsächlich zum Zuschauen verdammt. Die Saisonauftaktsiegerin zog sich in Fort William eine schwere Schulterverletzung zu. Beide kehrten bei der WM auf die große Bühne zurück – und wie! Mit Startnummer 16 nahm Nicole das Rennen auf und bewältigte die 2,9 Kilometer lange Strecke mit Leichtigkeit und Eleganz. Die lange verletzungsbedingte Auszeit der Gesamtweltcupsiegerin von 2017 machte sich erst beim Zielsprung bemerkbar, den sie vorsichtshalber umfuhr. Doch von dem rund einsekündigen Umweg konnte die Konkurrenz nicht profitieren. Niemand kam an die Zeit der Französin ran und so schlüpfte sie erstmals in ihrer Karriere in das Regenbogentrikot. Den Comeback-Wahnsinn vervollständigte Seagrave auf dem zweiten Platz mit 1,2 Sekunden Rückstand. Selbst mit etwas angezogener Handbremse war die Gewinnerin von sieben Weltcuprennen schneller als die gesunde Konkurrenz. 1,7 Sekunden hinter Nicole fuhr Marine Cabirou (FRA), die zuvor die Weltcuprennen in Val di Sole und Lenzerheide gewonnen hatte, auf Rang drei. Die Gesamtweltcupführende Tracey Hannah (AUS) landete auf dem undankbaren vierten Platz. Der Rückstand der Australierin betrug jedoch bereits 4,1 Sekunden. Emilie Siegenthaler (SUI) folgte als Fünfte. Carina Cappellari (SUI) erreichte den zehnten Platz und die Deutsche Sandra Rübesam belegte Rang zwölf.
DHI Herren: Titel-Hamster tritt in die Fußstapfen von Landsmann Nicolas Vouilloz
Loic Bruni (FRA) kristallisiert sich immer mehr als Mr. Weltmeisterschaft heraus. Nach seinem Sieg in Mont-Sainte-Anne darf sich der erst 25-Jährige bereits als vierfacher Weltmeister bezeichnen. Seine vier Titel gewann er in den vergangenen fünf Jahren – in Mount-Sainte-Anne seinen dritten in Serie. Das gelang zuletzt seinem Landsmann Nicolas Vouilloz. Die Downhill-Ikone gewann Ende der 90er sogar fünf WM-Titel in Folge. Bruni setzte sich nicht nur selbst die Downhill-Krone auf, sondern krönte ein fesselndes Rennen. Die diesjährigen Topstars lieferten sich einen Schlagabtausch der Extraklasse und überboten sich gegenseitig mit Bestleistungen. Der Hotseat wechselte seine Führenden häufiger als die Rider in der Woche ihre Unterhosen. Finn Iles (CAN), Greg Minnaar (RSA), Amaury Pierron (FRA), Troy Brosnan (AUS) und Loic Bruni sind nur ein exquisiter Auszug an Protagonisten, die für einen Führungswechsel verantwortlich waren. Am Ende eines dramatischen Rennens stand Bruni mit 0,6 Sekunden Vorsprung als alter und neuer Weltmeister fest. Hinter dem Gesamtweltcupführenden sicherten sich Brosnan Silber und Pierron Bronze. Hart, Weltmeister von 2011 und 2016, verpasste den dritten Platz lediglich um den Bruchteil von 0,256 Sekunden. Auch dem dreifache Titelträger Minnaar fehlten nur 0,6 Sekunden auf eine weitere WM-Medaille. Val di Sole-Sieger Laurie Greenland (GBR) fiel wegen eines Platten kurz vor dem Ziel aus den möglichen Medaillenrängen und wurde Sechster vor Iles. David Trummer (AUT) belegte nach mehreren Top-10-Plätzen und österreichischen Landesrekorden im bisherigen Saisonverlauf Rang 17 in Mont-Sainte-Anne.
Französische Mountainbike-Party in Französisch-Kanada
Die WM in Mont-Sainte-Anne war auch ein Duell der Nationen – vor allem zwischen Frankreich und der Schweiz. Was die Eliterennen betrifft, hat Frankreich seinen kleinen Heimvorteil im franko-kanadischen Quebec genutzt und geht als klarer Sieger hervor. Drei Goldmedaillen sprechen eine deutliche Sprache. Hinzu kommen drei Bronzemedaillen. Die Schweiz erzielte mit einer Gold- und zwei Silbermedaillen ebenfalls eine ordentliche Ausbeute. Australien eroberte eine Silber- und eine Bronzemedaille und Großbritannien fliegt mit einer gewonnen Silbermedaille nach Hause.
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Fotos: Red Bull Content Pool
Gepostet am 03.09.2019 von MRM |