Test | Rocky Mountain Altitude Carbon 70

In unserem vergangenen Heft haben wir das Trailbike von Rocky Mountain unter die Lupe genommen – das Altitude.

„Trailbike in einer neuen Dimension“ - so lautet der Slogan den Rocky Mountain sich zum neuen „Altitude“ ausgesucht hat. Eine eindeutige Ansage und gleichzeitig eine hohe Versprechung an den Kunden. Wir waren also mehr als gespannt, was das für 2018 völlig neu entwickelte Rad so auf dem Kasten hat und haben die Carbon- Version einen Monat lang über natürliche Trails und Strecken in Bikeparks bewegt. Ziel bei der Neuentwicklung des Rahmens war es, die Steifigkeit zu erhöhen, die Treteffizienz und Stoßempfind- lichkeit zu verbessern und dabei aber alle modernen Features des Vorgängers zu erhalten. Ob das „Altitude“ mit dem „Ride-9“ Ver- stellsystem des Rahmens wirklich überzeugen konnte, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten. 

Allgemein

Beginnen wir mit der Optik, denn hier hat Rocky Moun- tain einen wirklich guten Job gemacht! Das Rad sieht ex- trem aufgeräumt aus, und auch die Farbgestaltung von unserem „Altitude Carbon 70“ Modell, welches das Mittelklasse-Modell der Carbonbikes ist, weiß zu gefallen. Zum liebevoll gestalteten Rahmen kommen weitere Details hinzu, denn auch Gabel, Dämpfer und Laufräder haben die selbe Rahmenfarbe abbekommen und erzeugen so einfach ein stimmiges Gesamtbild.
Das neue Geschoss aus dem Hause Rocky Mountain ist dabei insgesamt in sechs verschiedenen Varianten erhält- lich, wobei jeweils drei verschiedene Ausstattungsvarian- ten mit einem Aluminium- oder Carbonrahmen zur Verfügung stehen. Wie bereits angesprochen, haben wir uns für das „Carbon 70“ Mittelklasse-Modell der Carbonrahmen entschieden, welches mit 5900 Euro zu Buche schlägt. Das Einsteigermodell liegt mit 4800 Euro hingegen deutlich darunter, wobei das Topmodell mit 7900 Euro noch ordent- lich einen oben drauf setzt.
Für welches Modell man sich nun auch entscheiden mag, der Rahmen ist bei den drei Carbonbikes identisch und ver- fügt über jede Menge technische Hichglights. Allen voran geht natürlich das „Ride-9“ System, welches es mit wenigen Handgriffen ermöglicht, die Geometrie und Charakteristik des Rads zu verändern. In der Dämpferwippe sind dafür zwei ineinandergreifende und verzahnte Flip-Chips eingesetzt, die je nach Ausrichtung eine unterschiedliche Geometrie zur Folge haben. Insgesamt stehen dem Fah- rer hier neun verschiedene Einstellmöglichkeiten zur Ver- fügung, die von super  ach bis zu eher steil reichen. Wir haben einige ausprobiert, da wir aber grundsätzlich eher abfahrtsorientiert sind, haben wir uns mit der Position 1 am meisten auseinandergesetzt. Hier verfügt der Rahmen über einen 65° Lenkwinkel, was für ein Bike die- ser Klasse durchaus als  ach bezeichnet werden kann und schon in der Theorie Laufruhe erahnen lässt.
Toll gelöst ist auch die interne Kabelführung und dessen Auslässe, denn hier klappert auch auf rumpeligen Trails nichts. Zusätzlich ist dank großer Öffnungen und durch- gehender Schaltzughülle auch die Wartung vereinfacht worden. Zusätzlich ist der Rahmen zukunftsorientiert gestaltet und lässt sich nachträglich auch mit Shimanos Elektroschaltung „Di2“ und Fox „Live“ Fahrwerken (elektronisch gesteuerten Gabeln und Dämpfern, die automatisch die Settings ändern, sobald Beschleunigungssensoren Trailveränderungen erkennen) kombinieren. Features wie ein längeres Sattelrohr für Teleskopstützen mit mehr Hub, eine integrierte Kettenführung oder ausreichend Platz für eine Trink asche geraten da schon fast in den Hintergrund.

Das „Ride-9“ System bietet 9 verschiedene Geometrieeinstellungen und ermöglicht so ein genaues Anpassen auf das entsprechende Terrain.

Die Parts

Das „Altitude Carbon 70“ ist mit 5900 Euro das Mittelklas- se-Modell, was allerdings keinesfalls bedeutet, dass auch die Partliste nur mittelmäßig ist. Zu allererst wurde dem Rocky ein Top-Fahrwerk verpasst, um die Qualitäten des Rahmens auch gebührend zu unterstreichen und die ange- strebte Performance auch auf den Boden zu bringen. Eine Fox „36 Float“ und ein „Float DPS“ Dämpfer sorgen für ein hohes Maß an Einstellbarkeit und bieten ausreichend Re- serven mit 160 mm Federweg an der Front und 150 mm am Heck. In Sachen Antrieb und Bremsen setzt Rocky Moun- tain auf die altbewährte und beinahe schon historische Shimano „XT“ Gruppe, die im „Altitude“ hervorragend funktionierte und keine Wünsche offen ließ. Der Unter- schied zur weitaus teureren Shimano „XTR“ bleibt hier, ab- gesehen vom „Pimpfaktor“ und dem geringeren Gewicht, kaum spürbar. Schaltvorgänge sind präzise und knackig, und die Bremsen lassen sich dank gut dosierbarem Druck- punkt und einer perfekten Hebelergonomie optimal bedie- nen. Auch wenn der 1x11 Antrieb dank speziell aufeinander abgestimmter Kette und Kettenblatt-Zähnen eigentlich keine Kettenführung benötigt, hat Rocky Mountain den- noch eine obere Führung im Rahmen integriert. Dies hilft unter extremen Umständen eventuell doch und zeigt vor allem, wie das „Altitude“ wirklich einzustufen ist - nämlich als abfahrtsorientiertes Trailbike! Komplettiert wird das Setup mit diversen Race Face Parts, die seit jeher für Qualität und Stabilität stehen. So entsteht ein absolut solides, top aufgebautes und hochfunktionales Setup, bei dem wir auch nach einem Monat Testzeitraum keine Veränderungen vornehmen möchten. Well done!

Rocky Mountain integriert eine minimalistische Kettenführung und unterstreicht so den abfahrtsorientierten Einsatzbereich des „Altitude“.

Unser Testeindruck

Auf geht’s, wir starten unseren Test im Trailpark Winterberg, einem Trailnetz mit vie- len Wurzelpassagen und Downhills wie Uphills. Das perfekte Terrain also, um ein Trail- bike zu testen, das laut Herstellerangaben eine enorme Tretef zienz und dennoch eine sehr gute Downhillperformance liefert. Dank der modernen Geometrie nimmt man auf dem „Altitude“ eine sehr zentrale Posi- tion ein und fühlt sich gleich wohl. Im Sitzen ist man schön zentral über dem Tretlager positioniert und kann den Druck gut auf die Pedale bringen. Rocky hat hier übrigens nicht zuviel versprochen, denn selbst mit dem Fox „DPS“ Dämpfer im offenen Modus gibt es kaum Antriebsein üsse bzw. ein Wippen zu spüren. Schließen wir den Dämpfer mit Hilfe des Hebels, verändert sich das Fahrwerk am Heck dahingehend, dass es extrem straff und progressiv wird. So lassen sich auch steile Anstiege problemlos erklimmen und dank dem kurzen Cockpit und der daraus einhergehend  achen Körperposition steigt auch das Vorderrad nicht an. Insgesamt liefert das „Altitude“ also eine Bergauf-Performance, wie es sein sollte und lässt einen entspannt die Anstiege meistern. Auch auf den anschließenden Downhills zaubert uns das Rocky schnell ein Lächeln ins Gesicht. Es liegt sehr satt auf der Strecke, spricht hinten wie vorne sehr sensibel an und vermittelt so ein hohes Maß an Sicherheit bzw. lässt das Rad einfach sehr kontrolliert über den Trail schießen. Der lange Reach in Kombination mit dem von uns eingestellten 65° Lenkwinkel sorgt dabei für Laufruhe satt, so dass man den Trail bzw. dessen Schlüsselstellen angriffslustig und mit einer gehörigen Portion Geschwin- digkeit in Angriff nehmen kann. Der kurze Vorbau sowie die kurzen Kettenstreben mit gerade einmal 425 mm ermöglichen es einem, sehr viel Druck auf das Vorderrad zu bringen, was den angesprochenen Aspekt der guten Kontrollierbarkeit des Bikes noch verstärkt. Auf dem Trail ist das „Altitude“ also eine absolute Waffe, die effizient bergauf geht und im Downhill seine Stärken ausspielt. Das sensibel ansprechende und dann stark progressiv werdende Fahrwerk lässt einen nur so über die Trails  iegen und macht wirklich Spaß! Wir wären aber nicht das Mountainbike Rider Magazine, wenn wir das „Altitude Carbon 70“ nicht auch über die Strecken im nahegelegenen Bikepark bewegt hätten. Nach und nach haben wir uns diese vorgeknöpft und von der Freeride über die North Shore bis hin zur Downhill alles ausprobiert. Das gute Gefühl vom Naturtrail haben wir auch auf den gebauten Strecken beibehalten können, denn das Rocky zeigt sich nicht nur potent und effektiv, sondern vor allem auch ver- spielt und drehfreudig. Die kurzen Kettenstreben von 425 mm helfen ungemein, enge Kurven und kleine Jumps spielerisch zu meistern, ohne sich anstrengen zu müssen. Das kommt verspielten Fahrern wie mir unglaublich zugute, denn so kann ich an jeder Bodenwelle und jeder Wurzel abziehen und kleine Whips oder Scrubs einabauen. Die hohe Laufruhe bringt das „Altitude“ auch im Bikepark auf den Boden, lediglich auf der Downhillstrecke oder in Sektionen mit extrem vielen und tiefen Bremswellen kommt der Hinterbau langsam an seine Grenzen und nicht mehr ganz hinterher. Das bedeutet aber keinesfalls, dass man es mit dem Rocky Mountain nicht krachen lassen kann, denn allein das Foto von Florian Konietzko beim Whip auf einem der größeren Sprünge im Bikepark zeigt, dass das Rad auch ordentlich einstecken kann.

Fotofahrer Flo gibt dem Altitude die Sporen!

Fazit

Das „Altitude Carbon 70“ hat uns auf ganzer Linie überzeugt, denn es punktet nicht nur mit einer zum Preis passenden Ausstattung und vielen cleveren Details am Rahmen, sondern vor allem mit einer sehr guten Performance auf der Strecke. Rocky Mountain hat nicht zuviel versprochen und präsentiert mit diesem Rad eine universelle Waffe für anspruchsvolles Trailfahren und Exkursionen in den Bikepark oder Freeride-Regionen. Ein großer Bonus ist das „Ride-9“ Verstellsystem, mit dem man sich je nach Einsatzort im Grunde unterschiedliche Bikes „zaubern“ und so auch bei extrem unterschiedlichen Trail-Anforderungen seinen Spaß haben kann.

Mehr Infos zum Altitude gibt es auf der Rocky-Mountain Homepage!

Fotos: Stephan Peters

Gepostet am 16.09.2017 von MRM |

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