Recap: iXS European DH Cup #5 Brandnertal
Am vergangenen Wochenende wurde das Finale des iXS European Downhill Cups in Brandnertal ausgetragen. Am Ende verewigten sich nach einem Rennen unter extrem schwierigen Bedingungen Monika Hrastnik und Joshua Barth als Seriensieger.
Der iXS European Downhill Cup ging am ersten Septemberwochenende in seine fünfte und somit letzte Runde. Gastgeber des Finales war zum ersten Mal Brandnertal in Österreich und bis auf, dass die Organisatoren sich wettertechnisch etwas mehr Mühe hätten geben können, lieferte der Bikepark in Vorarlberg eine perfekte und dem Anlass würdige Veranstaltung ab. Der Europacup blickt nun bereits auf seine elfte Saison zurück und kann mit Stolz behaupten, eine Art Talentschmiede der Disziplin Downhill zu sein. Große Namen haben insbesondere in jungen Jahren die Rennen genutzt, um sich unter optimalen Bedingungen im internationalen Starterfeld zu messen. Spitzenathleten wie beispielsweise Tahnee Seagrave (GBR), Brook MacDonald (NZL), Brandon Fairclough (GBR) oder Emmeline Ragot (FRA), die sich sogar als Seriensiegerin in der Statistik verewigen konnte, waren regelmäßige Gäste. Aber auch in diesem Jahr stand beim Auftaktrennen im slowenischen Maribor mit Amoury Pierron (CVN - Commencal Vallnord) jemand auf dem Podest, der in der anschließenden Saison wohl jedem ein Begriff geworden ist, schließlich gewann er drei Weltcups und schon frühzeitig den Weltcupgesamtsieg.
Somit ging es in Brandnertal für einige Fahrer um einen durchaus prestigeträchtigen Titel, denn wer im Europacup als Seriensieger hervorgeht, der gehört definitiv zur Elite dieser Disziplin. Über 200 Fahrer aus 29 Nationen sind der Einladung nach Österreich gefolgt und eines sei gesagt, ihnen wurde nichts geschenkt. Die Wetterverhältnisse waren nicht gerade optimal. Schon zum Track Walk wurde klar, das Wochenende wird eine nasse Angelegenheit, zumal die Meteorologen auch kaum Besserung in Aussicht stellten. Die Strecke wurde im Vergleich zum letzten Jahr, als Brandnertal noch Teil des iXS German Downhill Cups war, etwas modifiziert, beispielsweise kam ein massives Steinfeld hinzu. Das Training am Freitag startete eher moderat, weil die Trainingszeit im Europacup sehr großzügig bemessen ist und somit viele sich dachten, dass die anderen erst einmal die Strecke einfahren sollten. In Richtung Feierabend wurde es dann doch noch etwas voller, denn es ging darum, die optimalen Linien und Bremspunkte zu finden. Ein Vergnügen war das Training bei diesen Bedingungen jedoch nicht wirklich.
In der Elite Men Klasse standen sich zwei Fahrer unmittelbar als Konkurrenten gegenüber, denn Joshua Barth (GER - Carbocage) und Bryn Dickerson (NZL - FS Funn Factory Racing) lagen nur 23 Punkte auseinander. Der 27-Jährige Neuseeländer war leicht geschwächt, denn er hatte mit Problemen am Fuß zu kämpfen, die er sich eine Woche zuvor beim Weltcupfinale in La Bresse zugezogen hatte. Aber der greifbare Titel schien die Schmerzen zu überlagern. Joshua Barth, der mit seinen 23 Jahren in dieser Saison alles auf das Pferd Downhillsport gesetzt hat, kann durchaus zufrieden sein mit dem Erreichten, wobei sein großes Ziel, der Sprung in ein Profiteam, natürlich mit einem Europacuptitel etwas leichter fallen dürfte. Während die beiden etwas im Rampenlicht standen, gab es jedoch noch einen weiteren durchaus ernstzunehmenden Kandidaten auf den Seriensieg. Stanislav Sehnal (CZE - Kellys Factory Team) war ebenso wie die zwei vor ihm Platzierten, mit einem Rennsieg ausgestattet und mit 86 Punkten Rückstand noch absolut in Schlagdistanz. Aber auch wenn an diesem Wochenende die Serienwertung im Fokus stand, war der Weg dorthin nicht gerade einfach, denn um den Tagessieg fuhren noch einige andere Kandidaten mit, die somit schnell mal die wichtigen Punkte wegschnappen konnten. Schon anhand der vergebenen Startnummern war klar, dass da noch ein paar andere sehr schnelle Fahrer im Feld vorhanden waren. Beispielsweise mit der Nummer zwei am Rad mischte der Portugiesische Meister mit, den wohl nur die wenigsten einzuschätzen wussten. Emmanuel Pombo (POR - GT) fährt häufig bei der Enduro World Series und dass diese Fahrer ernst zunehmen sind, hat der Sieg von Martin Maes (BEL - GT Factory Racing) beim Weltcup in La Bresse gezeigt. Aber auch Matthew Walker (NZL - Cube Global Squad) oder Johannes von Klebelsberg (ITA - MS Mondraker) waren heiße Anwärter auf die Bestzeiten.
In der Qualifikation schlug sich am Ende am besten von Klebelsberg, der als einziger Fahrer unter der Drei-Minuten-Marke bleiben konnte. Mit knapp 5 Sekunden Rückstand bewies Joshua Barth, dass diese Bedingungen ihm durchaus liegen. Bryn Dickerson landete auf Rang drei, wodurch der Abstand der beiden auf nur 13 Punkte schrumpfte. Spannender kann man ein Finale wohl nicht inszenieren.
Als klare Favoritin in der Elite Women Kategorie ging Monika Hrastnik (SLO - Blackthorn) ins Rennen. Die 24-Jährige kann schon jetzt auf ihre bisherig erfolgreichste Saison zurückblicken. Bereits im April stellte sie ihre frühe Form bei der Europameisterschaft in Portugal unter Beweis und sicherte sich dort den Titel. Knapp fünf Monate später ist sie in der Weltrangliste auf Platz vier gelistet und konnte den Weltcup als Gesamtwertungsfünfte abschließen. Nach vier Rennen des Europacups war sie mit 610 Punkten und 130 Zählern Vorsprung angereist. Und nicht zuletzt ihre drei Siege stellten ihre Konkurrentinnen etwas in den Schatten. Somit war es etwas verwunderlich, dass sie sich in der Qualifikation nach größeren Problemen nur auf Platz fünf einreihte. Nina Hoffmann (GER - Santa Cruz Bicycles) behielt die Nerven und sicherte sich, mit nur einem Sturz, bei schwierigsten Bedingungen die Bestzeit. Damit war für sie jedoch der Zug hinsichtlich des Seriensieges wohl abgefahren, denn selbst wenn Hrastnik Letzte im Finale geworden wäre, hätte sie nicht genug Punkte einfahren können. Allerdings soll das die Leistungen der 22-Jährigen ehemaligen Leichtathletin nicht schmälern, schließlich hat sie gerade einmal vor vier Jahren ihr erstes Downhillrennen bestritten und ist erst in ihrer dritten Elite Saison. Auch sie kann somit auf eine perfekte Saison zurückblicken, denn mit dem Deutschen Meistertitel und zwei herausragenden sechsten Plätzen im Worldcup scheint sie den Weg zur Weltspitze angetreten zu haben.
Der dritte und somit der finale Tag startete genauso, wie auch die vorangegangenen Tage. Wer jetzt noch genug trockene Klamotten hatte, konnte sich glücklich schätzen. Und im Angesicht der Weltmeisterschaft in einer Woche musste man auch zusehen, dass man sich bei diesen Bedingungen nicht auch noch eine Erkältung zuzog. Auch wenn es am Anfang in dem Schlamm noch den meisten viel Spaß bereitete, hatte sich die Motivation dann nach drei Tagen Dauerregen bei dem einen oder anderen doch ziemlich verringert. Nichtsdestotrotz gab es einige, die im Hinblick auf das mögliche Ergebnis in der Serienwertung, ihre Konzentration hochhielten und ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Am Morgen stand noch eine vierstündige Trainingsperiode zur Verfügung, bevor es nach dem Mittag mit den Finalläufen zur Sache ging.
In der Masters Klasse setzte sich Dominik Dierich (GER - Trek AmperRad) mit fünf Sekunden Vorsprung durch, was jedoch nicht für ein Mitspracherecht um den Seriensieg reichte. Zweiter wurde Fabian Buschor (SUI - RSF), was ihn vom vierten Rang auf Platz zwei schob. Billy Caroli (SUI - Fabien bike tramelan) lag nach der Qualifikation auf Rang eins der Serienwertung, aber keineswegs sicher. Mit einem siebten Platz schaffte er es jedoch, die Führung zu behaupten und verließ am Ende den Platz mit nur 10 Punkten Vorsprung als Gesamtwertungssieger vor Fabian Buschor und Dominik Dierich.
Hart umkämpft war der Titel in der Pro U17 Klasse. Und dass auch in dieser Nachwuchskategorie schon die internationale Konkurrenz groß ist, spiegelt sich nicht nur in den 19 verschiedenen Nationen wider, die in der Gesamtwertung gelistet sind, auch dass unter den immerhin nach der Qualifikation noch fünf möglichen Kandidaten auf den Sieg fünf unterschiedliche Nationen vertreten waren. Am Ende war es Luke Williamson (GBR - Atherton Academy), der schon am Samstag gezeigt hat, dass diese Bedingungen für ihn nichts Außergewöhnliches waren, der mit 3:15.663 Minuten die Bestzeit einfuhr. In der Gesamtwertung spielte der junge Brite jedoch keine Rolle. Dort sicherte sich Blake Ross (NZL - Cube) mit dem zweiten Platz im Tagesergebnis die Serienwertung. Benjamin Beck (GER - Pivot Cycles Devo Team) und Goncalo Bandeira (POR - Miranda Factory Team) komplettierten das Podest.
In der Pro U19 female Klasse gewann Ellie Smith (AUS), wobei Lisa Gava (ITA - 3stars) den Serientitel holen konnte, obwohl sie im Finale trotz bester Zwischenzeit dann doch nur ein DNF erreichen konnte.
Die Pro U19 Klasse wurde ziemlich von Fahrern aufgemischt, die bei den anderen Rennen nicht am Start waren und diese Veranstaltung wahrscheinlich nur als Rennen zur Akklimatisierung an europäische Verhältnisse vor der WM nutzten. Den Tagessieg fuhr Kendall Mclean (CAN - Kovarik Racing) ein, während Aaron Gungl (AUS - Yarra Valley cycles) und Hamish Mcleod (NZL - Alta) sich dahinter platzierten. Allzuviel konnten die Fahrer aus Übersee jedoch nicht durcheinander bringen, denn die Serienwertung ging schlussendlich an Zak Gomilscek (SLO - Sinter Brakes Team) vor Tristan Botteram (NED - Ripstar / Bombshell Team) und Elia Saurer (SUI - Hot-Trail Racing).
In der Elite Women Klasse ging nach dem verpatzten Qualiergebnis Monika Hrastnik ziemlich früh auf den Kurs und somit war es nicht verwunderlich, dass sie sich mit fast einer Minute Vorsprung vorerst auf dem ersten Rang wiederfand. Das relativierte spätestens Kim Schwemmer (GER - Herobikes), die zwar an der Zwischenzeit noch elf Sekunden hinten lag, im Ziel jedoch bis auf drei Sekunden rankam. Da wurde schon klar, dass bei der Slowenin im letzten Abschnitt wohl etwas passiert sein musste. Unterstreichen konnte dies dann die als letzte auf die Strecke gegangene Nina Hoffmann, die trotz einer leicht schlechteren Zwischenzeit noch bis zum Ziel 28 Sekunden Vorsprung rausfahren und somit das letzte Rennen der Serie gewinnen konnte. Trotz dieser wohl lieber zum Vergessengeeigneten Ereignisse des Wochenendes sicherte sich Hrastnik den Seriensieg, Nina Hoffmann verewigte sich als Zweite, während bei Sandra Rübesam (GER - Nukeproof) der sechste Platz für den Dritten der Serienwertung reichte.
In der Elite Klasse gab es doch einige Opfer der Bedingungen. Nennenswertestes war sicherlich Bryn Dickerson, der mit einem 18. Platz im Super Final seine Aussicht auf den Serientitel völlig verspielte und die Saison als Zweitplatzierter beendete. Joshua Barth hingegen hielt dem Druck und den Verhältnissen stand und erreichte den dritten Rang, was ihm den prestigeträchtigen Titel des Europacupgewinners einbrachte.
Auch Stanislav Sehnal meisterte den Kurs ohne größere Schwierigkeiten und wurde mit dem fünften Rang belohnt, der ihm den dritten Platz im Gesamtklassement einbrachte. Rennsieger wurde Johannes von Klebelsberg mit 3:00.44 Minuten und einem Vorsprung von 1,7 Sekunden auf Christopher Philogene (RSA - 2 Bros Racing).
Das bestimmende Thema des Wochenendes war definitiv das Wetter und irgendwie ist es auch schade, dass Brandnertal erneut als Schlammschlacht in den Köpfen bleibt. Der Kurs hat vielen Spaß gemacht und bei anderen Bedingungen wäre es sicherlich ein großartiges Fest geworden. Fair war es trotzdem und auch solche Rennen gehören dazu. Im nächsten Jahr geht die Serie in die zwölfte Runde, wobei die Termine wie üblich im Herbst bekannt gegeben werden.
Mehr Infos unter ixsdownhillcup.com/de/Barth-und-Hrastnik-sind-die-Seriensieger-2018
Fotos: Rick Schubert
Gepostet am 03.09.2018 von MRM |