Recap: iXS Downhill Cup / Deutsche Meisterschaft in Steinach

​Das einzige Rennen des diesjährigen iXS Downhill Cups war gleichzeitig die Deutsche Meisterschaft. Etwa 150 lizenzierte Sportler und Sportlerinnen kamen dazu nach Steinach im Thüringer Wald und lieferten sich bei erschwerten Bedingungen einen spannenden Wettbewerb.

Das Jahr 2020 ist aus Sicht der Veranstaltungsbranche eher zum vergessen und somit waren auch Sportwettbewerbe eher selten. Mountainbike Downhill Rennen gab es hierzulande so gut wie gar nicht und der iXS Downhill Cup musste eine Absage nach der anderen verkünden. Anfang Juli konnte man mit dem NotARace im österreichischen Schladming ein pandemisch konformes Format mit weltweiter Beachtung organisieren. Doch selbst die Versuche der Wiederholung dieser Veranstaltung scheiterten aus verschiedensten Gründen. Somit war es umso erfreulicher, dass der Bikepark Steinach im Thüringer Wald mit der Ausrichtung eines Rennens des Specialized RockShox Rookies Cups im August zeigen konnte, dass in enger Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Behörden und einem etwas größeren Aufwand ein Mountainbike Downhill Rennen möglich ist. 

Schnell stand die Idee im Raum, auch ein Rennen des iXS Downhill Cups im Thüringer Mittelgebirge auszutragen. Leider war eine Bedingung eine begrenzte Teilnehmerzahl, so dass ein normales Rennen mit bis zu 500 Starter*innen nicht in Frage. Da aufgrund der Absage des Bike Festivals in Willingen die Deutsche Meisterschaft auch vakant war, war der Gedanke schnell geboren, dieses national sehr wichtige Rennen für 2020 noch zu Retten und somit gleichzeitig das Kriterium für die Auswahl der Sportler*innen zu haben. Mit Hilfe einiger Sponsoren, der Unterstützung des BDR und einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Veranstalter und Behörden konnte die Ausrichtung der Meisterschaft gesichert werden und somit fanden sich am letzten Septemberwochenende etwa 150 lizenzierte Athleten und Athletinnen in Steinach ein.

Bereits am Freitag war für den normalen Bikeparkbetrieb die Wettbewerbsstrecke abgesteckt, so dass schon einige die Zeit nutzten, um sich mit dem 1.750 Meter langen und etwa 250 Tiefenmeter umfassenden Kurs vertraut zu machen. Am späten Nachmittag stand dann mit dem Track Walk der erste offizielle Programmpunkt an, bevor die Starnummern abgeholt werden konnten. Und genau pünktlich zur Streckenbegehung fing es dann auch an mit regnen. 

Der Samstag begann ähnlich wie der Freitag ausgehört hatte. Kalt und nass waren die äußeren Bedingungen mit denen sich das Teilnehmerfeld konfrontiert sah. Die Strecke war ordentlich aufgeweicht und es war klar, daran würde sich auch nicht mehr viel ändern. Nach dem Training im Matsch wurde es am Nachmittag dann erstmalig ernst und der Seeding Run bot den ersten Gradmesser für den Leistungsstand. Nicht ganz überraschend legten in den Elite Klassen Max Hartenstern (Cube Global Squad) und Nina Hoffmann (Nina Hoffmann Racing/Stif) die schnellsten Zeiten hin und machten mit einem Vorsprung von etwa sechs beziehungsweise acht Sekunden klar, dass ihnen die Favoritenrolle zurecht zugeschrieben wurde.

Zum Training am Sonntagmorgen wurden die Fahrer und Fahrerinnen erneut mit nasskaltem Wetter empfangen. Die Strecke war mittlerweile ziemlich ausgefahren und ordentlich in Mitleidenschaft gezogen. Pünktlich ab halb eins ging dann mit der Masters 2 die erste Klasse auf den Kurs. Bei den Übervierzigjährigen setzte sich am Ende Markus Bast (Propain Bikes) vor Maik Höhne (Bike24 Racing Squad) und Knut Zentraf (RSV Adler Arnstadt) durch. In der anschließend startenden Masters 1 Klasse sicherte sich Benjamin Herold (Giant Germany Offroad Team) mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung das Meistertrikot vor Willi Lützeler (Cube). Dritter wurde Daniel Schamul (Werxboden ILRC).

Als nächstes gingen dann die jüngeren Klassen auf den Kurs. Zuerst war die U17 dran, in der immerhin zwanzig Nachwuchssportler in der Liste standen. Den Titel konnte mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur einer Zehntelsekunden Henri Kiefer (Canyon) einfahren, der damit seinen ersten großen Erfolg außerhalb des Rookies Cups feiern konnte. Zweiter wurde Nico Schlebes (BSS - Devo Team), gefolgt von dem Schnellsten des Vortages Elias Heil (Yo-Trail Racing).

Nachdem auch diese Siegerehrung vorüber war, ging die Klasse U19 female in ihren Wettbewerb. Als kurze Erklärung, die jeweiligen Ehrungen der Top drei wurde aufgrund der Vermeidung von Ansammlungen immer direkt nach jeder Klasse im Zielbereich durchgeführt. Die Klasse der weiblichen U19 war mit sieben Sportlerinnen besetzt und zeigt, dass es gar nicht so schlecht mit dem Nachwuchs aussah. In dieser Kategorie konnte Anastasia Thiele (BSS Devo Team) sich mit einer Zeit von 3:01.245 Minuten die Medaille der Deutschen Meisterin sichern. Die junge Athletin aus Bayern konnte damit beweisen, dass sie nicht zu Unrecht von einigen als großes Talent gesehen wird und beispielsweise auch völlig richtig zum diesjährigen NotARace eingeladen wurde. Zweite wurde Lea Kumpf (VfR Waldkatzenbach). Den dritten Podestplatz komplettierte Antonia Enderlin (MTB Südbaden).

Die fünfte Startklasse war dann mit der U19 male das männliche Pendant. Deutscher Juniorenmeister wurde Heinrich (Lahari) mit einer Zeit von 2:30.702 Minuten, was immerhin zwei Sekunden schneller war als die Vortagesbestzeit dieser Klasse. Luis Kiefer (Canyon) wurde mit knapp einer Sekunde Rückstand auf den zweiten Rang verwiesen. Platz drei erreichte Steffen Smets (Commencal Co Factory).

Nun wurde es so richtig ernst, denn jetzt wurden die Meistertitel der Elite Klassen vergeben und diese prestigeträchtigen Trikots sind alljährlich hart umkämpft. Immerhin war es in diesem Jahr bereits die 28. Deutsche Meisterschaft der Disziplin Mountainbike Downhill. Große Namen stehen in den Siegerstatistiken, bei den Frauen unter anderem Regina Stiefel mit fünf Titeln hintereinander in den 90er Jahren, Antje Kramer mit sieben Titeln in den 2000er Jahren und Harriet Rücknagel mit weiteren fünf Erfolgen von 2010 bis 2014. Aktuell scheint in Deutschland wohl kaum jemand eine solch große Hoffnung zu sein, wie Nina Hoffmann, der man durchaus zutrauen würde, dass sie sich einmal ähnlich eindrucksvoll in dieser Liste verewigen könnte. Doch bisher hat sie nur einen Titel 2018 erreichen können, aber vielleicht nur, weil sie im letzten Jahr verletzt pausieren musste. Somit ging sie als große Favoritin ins Rennen und tatsächlich offenbarte die Anzeigetafel bei ihr ein Minus von über 11 Sekunden, was ihr ihren zweiten Deutschen Meistertitel einbrachte. 

Mit dem Vizetitel konnte Sandra Rübesam (Nukeproof) den Platz verlassen, während eine relativ unbekannte Justine Welzel mit dem dritten Rang zeigte, dass vielleicht in Zukunft auch mit ihr zu rechnen ist.

Die letzte Klasse war dann die Elite Men. Und um auch hier mal etwas in der Kiste der Historie zu wühlen, sollten auch die bekanntesten Protagonisten der Vergangenheit genannt werden. Einer der großen deutschen Namen der Abfahrtsdisziplin ist Jürgen Beneke, der in den Anfangszeiten das Maß der Dinge war. Dann kam jedoch ein Sportler auf die Bildfläche, der wie kein anderer die Deutsche Szene geprägt hat, denn mit sage und schreibe 13 Titeln war er fast zwei Jahrzehnte der größte Favorit auf das jährlich vergebene Meistertrikot. Allerdings ist auch Marcus Klausmann mittlerweile Teil der Geschichte und nicht mehr aktiv. Jedoch gibt es seit 2016 einen jungen Sportler, der ähnlich konstant die Konkurrenz im Griff zu haben scheint. Fraglich war nur, ob Max Hartenstern auch diesmal die Bedingungen so unter Kontrolle haben konnte, dass keiner seiner Kontrahenten ihm seinen fünften Titel in Folge streitig machen würde. Er ging als letzter Fahrer auf den Kurs und die vorher eingefahrenen Zeiten waren noch um einige Sekunden von seiner Vortagesbestzeit entfernt. Wenn er also keinen gravierenden Fehler einbauen würde, sollte es für den Titel reichen und tatsächlich war allen Anwesenden in dem Moment klar, als er über den Zielsprung kam, dass es für den 2020er Deutschen Meistertitel reichen würde. Mit einer Zeit von 2:21.601 Minuten gewann er mit über drei Sekunden Vorsprung das Rennen. 

Hannes Lehmann (MRC Saracen Racing Team) sicherte sich in seinem ersten Elite Jahr den zweiten Rang. Nico Lamm (Pivot Cycles Gravity Team) wurde Dritter und erreichte damit seine beste Elite Platzierung. Mit Simon Maurer (Assault Racing) auf dem vierten Platz waren unter den Top Vier keiner älter als 21 Jahre, was sehr erfreulich hinsichtlich der Nachwuchsaussichten der deutschen Athleten ist.

Alles in allem muss man sagen, auch wenn 2020 coronabedingt wohl eher keine großartige Saison für den Mountainbikesport war, so wurde es doch zumindest geschafft, wenigstens die Konstanz der Titelvergabe der Deutschen Downhill Meisterschaften seit 1993 nicht zu unterbrechen. Steinach hat mit einer soliden Rennorganisation auch unter erschwerten Verhältnissen und widrigen Wetterbedingungen gezeigt, dass mit Herzblut viel möglich ist. Die Saison scheint damit für den iXS Downhill Cup vorbei zu sein, allerdings steht somit die Hoffnung im Raum, dass im nächsten Jahr eine relativ normale Rennsaison möglich ist.

Mehr unter ixsdownhillcup.com

Fotos: Racement / Sebastian Gruber

Gepostet am 27.09.2020 von MRM |

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