Mountainbikes Made in Barcelona: UNNO
Mountainbikes Made in Barcelona: UNNO
Vielen von euch sollte der Name Cesar Rojo ein Begriff sein: der Spanier hat die Marke Mondraker mit Projekten wie der Forward-Geometrie oder den Zero-Hinterbauten zu der progressiven Erscheinung gemacht, die sie heute ist. Doch wie viele Antriebsmotoren unserer Szene kann auch Cesar nicht stillstehen. Und so folgte, was folgen musste: die Etablierung einer eigenen und ganz besonderen Radmarke: UNNO Bikes in Barcelona, Spanien.
Während viele Hersteller aus Kostengründen dazu übergegangen sind, ihre Rahmen in fernen Landen produzieren zu lassen, wo kein Hahn nach den Arbeitsbedingungen kräht, der teils hohe Ausschussanteil der Ware einkalkuliert wird und der Endpreis trotzdem noch so niedrig ist, dass man es eigentlich nicht mit ruhigen Gewissen tun kann, dieses Outsourcen – setzt UNNO auf Heimarbeit, Intimität und Exklusivität. in ihrem Designstudio inmitten von Barcelona kritzeln Cesar und eine Handvoll anderer Designer fleißig auf ihren Zeichenblöcken, werden zusammen organisch wirkende Bikes und Komponenten entworfen und direkt im Büro gefertigt.
Ganz recht, bei UNNO wird alles von einer Hand erledigt, zumindest im übertragenen Sinne. In dem stylischen Büro wird gezeichnet, laminiert, getestet, verworfen und neu gemacht – bis alles passt. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, wie wir finden. Die organische Designsprache ist etwas besonderes und die exklusive Stückzahl spricht, zumindest auf dem Papier, für exorbitante Qualität. Wir haben Cesar ein paar Fragen zu seinem neuen Baby gestellt, um heraus zu finden, wieviel Arbeit wirklich in einem neuen Fahrradrahmen steckt. Und warum es sich lohnen kann, mehr als üblich für ein Stück Fahrfreude auszugeben, das einen im besten Fall jahrelang begleitet.
MTB Rider: Hi Cesar, wo finden wir dein neues Projekt denn?
Cesar: Direkt in Barcelona, im wunderschönen Katalonien. Hier arbeiten wir nicht nur an unseren Designs, sondern fertigen auch die Rahmen unserer Bikes. Kein fernöstliches Outsourcing, keine anonymen Fabrikhallen.
MTB Rider: Ihr fertigt also direkt in Barcelona? Wieviele Ingenieure oder Designer arbeiten an den Rahmen?
Cesar: Das kommt immer auf das jeweilige Projekt an, teilweise waren es über sechs, derzeit sind wir zu dritt. Gerade haben wir die Arbeit an einem Rahmen beendet und werden weiter reduzieren, bis wir zum Ende des Jahres nur noch zu zweit sind und uns auf unser nächstes Projekt vorbereiten.
MTB Rider: Wie lange braucht ihr für ein Bike? Hattet ihr nicht vor kurzem etwas dazu veröffentlich?
Cesar: Ja, genau. Wir haben zusammengetragen, was wir an Arbeit in unser letztes Bike gesteckt haben. Um es zusammen zu fassen: 150 Stunden, um Geometrie und Kinematik abzustimmen. 400 Stunden am Zeichenbrett mit verschiedenen Entwürfen und entsprechenden Änderungen, 1800 Stunden, um alle Teile zu fertigen und alleine 1200 Stunden, um die Formen für die Carbonrahmen zu entwerfen. Wir testeten verschiedene Designs, verwarfen manchen und änderten andere, bis wir das Bike hatten, das wir wollten. Die Formen mussten per CNC gefräst werden, was über 300 Stunden beanspruchte, 400 weitere brauchten wir für das Programmieren der CNC-Befehle für Formen und Umlenkhebel.
MTB Rider: Das war aber vermutlich nur der Anfang, oder?
Cesar: Richtig. Danach mussten die vier Prototypen in unserem Labor getestet werden, dabei gingen zwei zu Bruch, als wir die Maximalbelastung und Ausdauer testeten. Die anderen hielten natürlich länger, mit unserem endgültigen Prototypen führten wir über 150 Testläufe durch, bis wir zufrieden waren. Für das Laminieren von Hauptrahmen und Hinterbau brauchen wir etwa 80 Stunden, bis zum endgültigen Produkt verbrauchten wir etwa 14 Quadratmeter Carbon.
MTB Rider: Eine Menge Arbeit und verteilt auf deutlich weniger Schulter, als bei anderen Herstellern. Was ist euer Motiv dahinter?
Cesar: Wir möchten exklusive und erstklassige Bikes für Fahrer bauen, die diese wertschätzen können. Die ein besonderes Bike haben möchten und denen das Herzblut, das wir in unsere Bikes investieren, wichtig ist. Wir möchten den Begriff „Premium“ in Bezug auf Mountainbikes neu definieren.
MTB Rider: Wann und wie kommt man in Deutschland an eure schwarzen Edelsteine?
Cesar: Wir würden unsere Bikes sehr gerne in Deutschland verkaufen und arbeiten gerade an einem Hybrid-Shop. Dort wird man unsere Bikes online bestellen können, sie aber bei einem Partnershop abholen, der sich auch um die Betreuung der Kunden kümmern kann. Derzeit sind wir noch auf der Suche nach geeigneten Partnershops. Geplanter Verkaufsstart ist Herbst 2016 mit insgesamt fünf Modellen.
MTB Rider: Ein gutes Konzept. Wir sind gespannt auf eure Bikes und freuen uns auf den ersten Test!
Mehr Infos findet ihr auf der UNNO Homepage!
Fotos: Unno
Gepostet am 16.09.2016 von Fy |