Julia Hofmann: Guiding in den Dolomiten
Julia Hofmann ist seit vielen Jahren Teil der Rocky Mountain-Familie. Während sie sonst alle möglichen Rocky Mountain-Modelle fährt, verweist dieser Artikel unter anderem auf ihr Altitude Powerplay, Altitude und Slayer. Außerdem erzählt sie Euch, wie es sich so in den Dolomiten fährt.
"Als ich jung war und den Garten und die Wälder um mein Haus herum erkundete, bestand meine größte Freude immer darin, meine Entdeckungen mit anderen zu teilen - ein neues Versteck oder ein aufregender Schatz im Wald. Jetzt bin ich älter, aber es ist noch immer eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, wobei meine Welt weiter und meine Entdeckungen viel größer geworden sind. Ich bin mehrere Jahre mit meinem Mountainbike durch abgelegene, wenig bekannte Gegenden auf der ganzen Welt gefahren. In der Regel bin ich kaum zu Hause, da überkommt mich die nächste Welle der Wanderlust, und ich fühle wieder den Drang zum Aufbruch.
Ich bin fasziniert von den Menschen, die ich getroffen habe, von den verschiedenen Kulturen und Landschaften, die ich erlebt habe, und von den wunderbaren Singletracks, die ich gefahren bin. Jedes Land hatte einzigartige Trails. In Chile sind sie tief und staubig, in Kanada sind es steile und technische Wege durch den Wald, und in Norwegen verlaufen die Trails zwischen den Fjorden und über Steinplatten und Baumwurzeln. Kosovo, Albanien, Frankreich, Spanien – alle hatten ihren eigenen Charakter. Indem ich Details über meine Reisen teile, kann ich andere inspirieren, auch die Welt mit ihren Bikes zu erkunden – und es macht ebenso viel Freude, wie damals, als ich meine Verstecke im Garten verraten habe. ..."
Es war diese Passion für das Reisen und die Teilhabe, die zu meiner Karriere als Guide geführt haben. Ich wollte dazu beitragen, dass andere Mountainbiker das genießen können, was ich erlebt habe: Natur, die Trails und die lokale Kultur an diesen besonderen Orten. Als ich gefragt wurde, ob ich ein bisschen Fahrtechniktraining und Guiding in den Dolomiten machen wollte, konnte ich daher nicht nein sagen.
Die Dolomiten gehören zu den einzigartigsten und beeindruckendsten Felsformationen der Welt. Und obwohl sie nur dreieinhalb Fahrtstunden von meinem Wohnort entfernt sind, war ich bisher nie in dieser Gegend. Ich kannte die Dolomiten nur von Wintersport und Straßenradrennen – jeder Rennradfahrer träumt davon, die berühmte Sellaronda eines Tages zu fahren – hatte jedoch keine Ahnung, dass sich dort auch ein erstklassiges Paradies für Mountainbiker versteckt.
Als ich schließlich dort in den Bergen stand, war ich von der imposanten Landschaft überwältigt. Egal wohin ich schaute – nach Norden, Süden, Osten oder Westen – jeder einzelne Blick war einer Postkarte würdig. Der Anblick dieser riesigen, aus zartgrünen, wogenden Wiesen aufragenden schieren Felswände ist so eindrucksvoll, dass er dir buchstäblich den Atem raubt. Die Infrastruktur ist auch für Mountainbiker perfekt. Auf allen Gondeln kann man Bikes mitnehmen, und für den Zugang zu den Bikestrecken gibt es viele Lifte. Ich wusste sofort, dass dies eine der großen Entdeckungen werden würde und freute mich schon darauf, dies mit anderen zu teilen.
In den ersten Jahren fand ich die Anordnung der Berge verwirrend. Es gibt so viele Verbindungstäler in den Dolomiten, dass ich mich plötzlich im falschen Tal befand. Oft führte es dazu, dass es spät wurde, und ich keine Ahnung hatte, wie ich wieder an meinen Zielort gelangen sollte. (Ein E-Bike zu haben, war in diesen Situationen hilfreich.) Ich war dankbar, dass mein Freund Arno Feichter ein Radgeschäft in Sexten hat und ebenfalls ein Guide ist. Er machte mich mit der Gegend vertraut und zeigte mir auch alle seine kleinen Geheimnisse, die nur ein Ortskundiger finden kann.
Die natürlichen Trails hier sind oben steil und technisch, führen oft über schroffe, felsige Plattenformationen –die keine Fehler verzeihen. Weiter unten im Tal und unterhalb der Baumgrenze wird der Boden weicher, und die Trails werden fließender und spielerischer - hier mit einer rutschigen Baumwurzel und dort mit einer Steilkurve. Unten angekommen ist es entweder Zeit für eine Pizza oder einen weiteren Lift zurück auf den Berg.
Über die letzten Jahre wurden in den Dolomiten immer mehr Flow-Trails angelegt, wodurch sogar die unerfahrensten Mountainbiker die Hochgebirgslandschaft genießen können und das perfekte Umfeld für meine Fahrtechnikkurse für Anfänger entstand. Durch die Kombination aus geführtem Erlebnis mit etwas Fahrtechniktraining – korrekte Position für das Bremsen, schnelle Fahren und Springen – gewinnen die Biker Vertrauen und können die Trails und die beeindruckende Umgebung dadurch besser genießen.
Immer, wenn ich in der Gegend bin, zeigt mir Arno wieder einen anderen, noch tolleren Trail im Gebiet der Drei Zinnen. Letzten Herbst verbrachten wir fünf Tage zusammen - wir gingen auf Erkundungen mit dem E-Bike, trugen unsere normalen Mountainbikes technische Via-Ferrata-Abschnitte hinauf, und drehten einige Runden auf dem Helm, dem lokalen Berg in der Nähe des Dorfes Sexten. Und selbst damit habe ich kaum ein Viertel der Trails abgefahren, es gibt also wirklich viel zu erleben – und zu teilen.
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Fotos: Mattias Fredriksson
Gepostet am 06.05.2020 von MRM |